Ein Schwerpunkt des Fachtags für Partizipation und Beteiligung im Jahre 2023 ist das Konzept der Lebensweltorientierung. Das Konzept der Lebensweltorientierung wurde Ende der 1970er Jahre unter Anderem von Prof. Hans Thiersch erarbeitet, und zielt darauf ab, Adressat:innen einen gelingenden Alltag zu ermöglichen.
Lebensweltorientierung geht davon aus, dass die Lebenswelt der Menschen der Ausgangspunkt jeder sozialen Intervention sein sollte. Dabei sind nicht nur die materiellen Bedingungen, sondern auch die sozialen und kulturellen Aspekte der Lebenswelt von Bedeutung. Die Lebensweltorientierung fordert daher eine individuelle und ressourcenorientierte Herangehensweise, die auf die konkreten Bedürfnisse und Ressourcen der Adressat:innen eingeht.
Das Konzept der Lebensweltorientierung beruft sich dabei auf fünf Grundprinzipien:
Prävention
Das Prinzip der Prävention bedeutet hier, dass unterstützende Infrastrukturen hergestellt, und bestehende stabilisiert werden sollen. Kompetenzen zur Lebensweltorientierung sollen erlernt werden, um Problemen im Voraus entgegenwirken zu können.
Dezentralisierung
Angebote und Institutionen in der Sozialen Arbeit sollen eine höhere Erreichbarkeit aufweisen und stärker in Sozialräume integriert werden. Zudem sollen Strukturen der Kooperation zwischen Sozialer Arbeit und Bürger:innen geschaffen werden.
Alltagsorientierung
Unterstützungsangebote sollen einen einfachen und barrierefreien Zugang für alle ermöglichen.
Integration
Ziel ist es, Prozesse der Ausgrenzung von Randgruppen zu verhindern.
Partizipation
Beteiligungs- und Mitbestimmungschancen der Adressat:innen sollen gegeben sein. Das bedeutet, dass Adressat:innen Selbstwirkungserfahrungen machen, und Einfluss auf die Gestaltung ihres Leben haben.
Lebensweltorientierung als ein zentrales Konzept der Sozialen Arbeit geht auf die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen der Adressat:innen ein und fördert ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Durch die Stärkung von Handlungskompetenzen und die Förderung von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung trägt die Lebensweltorientierung dazu bei, soziale Ungleichheit und Ausgrenzung zu reduzieren und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen.