Rückblick auf einen erfolgreichen Doppel-Fachtag 2023

Am 29.06. fand im FEZ Berlin zum dritten Mal der Doppel-Fachtag Partizipation und Beteiligung statt, bei dem Fachkräfte und junge Menschen in verschiedensten Formaten zu Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen in den Austausch kommen. Gleichwohl der Jugend- und Fachkräfteteil formal und organisatorisch voneinander getrennt sind, stoßen die beiden Parteien an Knotenpunkten über den Tag verteilt aufeinander, um das Podium am Nachmittag vorzubereiten. 

Mit dem Doppel-Fachtag möchten wir erreichen, dass Herausforderungen und Gelingensbedingungen von Partizipation und Beteiligung an den unterschiedlichsten Stellen, an denen junge Menschen und Fachkräfte aufeinandertreffen, in den Blick genommen werden. Solche Orte können Kitas, Schulen, Jugendclubs, aber auch die Jugendberufshilfe, Kinder- und Jugendgesundheitsdienste und vieles mehr sein. 

Für die Fachkräfte startete der Vormittag mit der Begrüßung und einem Grußwort von Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Annedore Prengel, emeritierte Professorin der Universität Potsdam und Mitbegründerin der Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen

Sie sprach in ihrem Grußwort über die Notwendigkeit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und nahm dabei insbesondere die Rolle pädagogischer Beziehungen, auch in Bezug auf die Reckahner Reflexionen, in den Fokus. Wer von dem Thema besonders angetan war, konnte hierzu am Nachmittag zusätzlich einen Workshop besuchen oder auf dem Markt der Möglichkeiten die Ausstellung zu den Reckahner Reflexion begutachten, die mittlerweile auch bei den Beteiligungsfüchsen ausgeliehen werden kann. 

Im Anschluss an die Begrüßung folgten drei Inputs, die jeweils auch mit einem Austausch an den Tischen bzw. einem sogenannten Worldcafé verbunden waren. 

Zuerst ging Bildungs- und Sozialisationsforscher Prof. Dr. Hurrelmann, der zusätzlich Mitautor der Shell-Jugendstudie ist, in seinem Input auf die Wichtigkeit der Beteiligung junger Menschen ein. Dabei betonte er vor allem die zentrale Rolle der Teilhabe in den formativen Jahren zwischen zwölf und 22 und betonte hier die verheerenden Auswirkungen von mangelnder Beteiligung, wie es beispielsweise in der Corona-Pandemie der Fall war. Dabei stünden vor allem die negativen Folgen im Bereich Bildung und im Bereich der zwischenmenschlichen Bindungen im Vordergrund, die sich dann folglich auf andere Entwicklungsbereiche auswirken.

Danach folgte Sozialpädagoge Prof. Dr. Sturzenhecker, Mitgründer des Institut für Partizipation und Bildung e.V., mit einer Präsentation zum Thema Handlungsprinzipien demokratischer Partizipation in pädagogischen Institutionen. Er klärte im Detail auf, worüber eigentlich im Kern den ganzen Tag gesprochen wird, welche Bedeutung verschiedene Begriffe haben, welche theoretischen Ansätze es zu Beteiligungsmöglichkeiten gibt und wie diese am Ende in der Praxis ausgestaltet werden könnten. 

Als drittes folgte der Input von Franziska Breitfeld von der National Coalition, dem deutschen Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, zu Kindheit als soziales Konstrukt und dem Machtgefälle zwischen Kindern und Erwachsenen, das zugunsten der Erwachsenen wirkt. Hierbei thematisierte sie vor allem den Begriff Adultismus und dessen reale Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeit von Kindern, die sich zum großen Teil durch Machtlosigkeit in Bereichen wie politischer Teilhabe oder Rechtsprechung auszeichnen. Zusätzlich veranschaulichte sie den UN-Berichtszyklus zum Kinderrechte-Report und zeigte auf, welche Handlungsbedarfe der UN-Kinderrechtsausschuss in Deutschland sieht. 

Parallel zum dritten Austausch über den Input Breitfelds im Worldcafé fand im Zirkuszelt des FEZ der Generationenaustausch statt. Dieser sollte einen Raum zum Austausch zwischen Fachkräften und jungen Menschen bieten. In moderierten Kleingruppen hatten hier einerseits die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, von Erfahrungen aus ihren Workshops am Vormittag zu erzählen. Andererseits schilderten auch die Fachkräfte, was sie am Vormittag durch die Inputs und Austausche mitnehmen konnten. Der Generationenaustausch sollte in erster Linie die jungen Menschen auf das Podium am frühen Nachmittag vorbereiten, bei dem sie dann die Möglichkeit hatten, Expert*innen aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft ihre Fragen und Meinungen zur Partizipation junger Menschen kundzutun. 

Nach Inputs, Worldcafé und Generationenaustausch ging es dann für Alt und Jung (und alle dazwischen😉) in die wohlverdiente Mittagspause. Zwar war die Mittagspause vorrangig zum Entspannen und informellen Austausch zwischen den Teilnehmenden. Doch parallel zum großen Mittagsbuffet gab es zusätzlich die Möglichkeit, sich auf dem Markt der Möglichkeiten über verschiedene Initiativen, Vereine und auch die Reckahner Reflexionen zu informieren. 

Kurz vor Ende der Mittagspause wurde mit einer musikalischen Einlage die Stimmung auf der Astrid-Lindgren-Bühne schon für die darauffolgende Podiumsdiskussion aufgeheizt. 
Die anschließende Podiumsdiskussion ermöglichte noch einmal Austausch zwischen den Generationen. Auf der Bühne waren als erwachsene Expert*innen Prof. Dr. Sturzenhecker, Jana Thun aus der Berliner Senatsverwaltung (Bildung, Jugend & Familie), Franziska Breitfeld und Jette Niezard, ehemals in der Landesschülervertretung NRW und heute Vorstandsmitglied der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin, vertreten. Die jungen Exper*innen wechselten sich mit ihrer Präsenz auf der Bühne untereinander ab, um ihre verschiedenen Meinungen und Fragen in die Diskussion einbringen zu können. Insgesamt wurde von Erwachsener Seite immer wieder die hohe Qualität der Fragen aus den Reihen junger Menschen betont und es kam ein wirklich sehr reger Austausch zustande. 

Nach der Podiumsdiskussion und einer kurzen Kaffeepause hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, jeweils zwei 45 minütige Workshops zu den verschiedensten Themenfeldern zu besuchen. Von E-Learning in Kitas, Kinderrechten und “Democratic Innovation in Youth Work” über Familienrat, Klassenrat oder “Lernen durch Engagement” bis hin zu Partizipation und Hirnreife, fand unter den 16 angebotenen Workshops wohl jede*r etwas, das ihn oder sie interessierte. 

Zum Ausklang des Tages performte Micha Ebeling sein Poetic Recording und ermöglichte damit den Teilnehmenden ein poetisch-witziges Revue-passieren lassen des Tages. 

Abschließend bedanken wir uns recht herzlich bei allen Förderern, die den Doppel-Fachtag Partizipation und Beteiligung 2023 ermöglicht haben und auch bei dem großen Team, das hinter und vor den Kulissen zu diesem gelungenen Event beigetragen hat.
Für uns war der Fachtag ein voller Erfolg! Der nächste Fachtag ist bereits in Planung, wir stoßen in Gesprächen dazu auf viel positive Resonanz und freuen uns bald bereits den Termin zu veröffentlichen. 

Bilder: Séverine Lenglet, Citizens for Europe

Renée